Regionale Erzeugnisse sind gefragt. Gerade in den zurückliegenden zwei Pandemie-Jahren machte sich das auch in dem Mildenberger Familienbetrieb bemerkbar. Bewerbungen für dieses Handwerk bleiben jedoch aus. Dabei würde Stefanie Müller nicht einmal auf der Ausbildung zum Fleischer bestehen. Motivierte Quereinsteiger, die ins Team passen, wären ihr genauso willkommen.
Die 41-Jährige hat selbst über Umwege zu diesem Beruf gefunden. Nach dem Abitur, einer juristischen und einer kaufmännischen Ausbildung in anderen Teilen Deutschlands kam sie zurück nach Mildenberg, beendete 2008 den Meisterlehrgang mit Bravour und ist nun glücklich mit ihrer Entscheidung. Von einem neuen Mitarbeiter erwartet sie Interesse, Zuverlässigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Dafür gibt es auch eine Bezahlung deutlich über dem Mindestlohn, Arbeitszeitkonten, leistungsbezogene Prämien.
„Wer Lust auf einen guten, dauerhaften und sicheren Job hab, ist willkommen“, sagt sie. Gleiches gilt für Auszubildende. Sie würde sogar Betriebsabläufe umstellen, um eigene Nachwuchs-Fachkräfte auszubilden, sie bei der Fahrt zur Berufsschule nach Neuruppin mit einem Auto unterstützen. Die Bedingung: Engagement und Durchhaltevermögen.
Fleischereien im ganzen Land haben ähnliche Sorgen. Im Handwerkskammerbezirk Westbrandenburg lernen zurzeit 21 junge Leute den Beruf des Fleischers, aus dem Landkreis Oberhavel sind es gerade einmal drei. Dabei ist die Zahl stabil, sogar in jüngster Zeit ganz leicht gestiegen, wie Andreas Körner-Steffens, Abteilungsleiter Berufsbildung bei der Handwerkskammer Potsdam, weiß. Fehlende Fleischer seien kein Problem des Landes, in den Städten sieht es ähnlich aus. Im Landkreis Oberhavel gibt es derzeit 15 Fleischereien, im Handwerkskammerbezirk sind es insgesamt 106.
Mehr Wertschätzung für ihr und überhaupt für jedes Handwerk wünscht sich Stefanie Müller. Kreativ zu sein, jeden Tag das Ergebnis der Arbeit zu sehen und anerkannt zu werden, ist für sie das Beste an ihrem Beruf. Außerdem lieben sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Abwechslung, die vielfältigen Aufgaben. „Hier kommt nie Langeweile auf“, sagt sie und lobt ihr Team, das in den Jahren zusammengewachsen ist, zuverlässig „einfach toll“.
Um die Stellenangebote im Norden Oberhavels besser sichtbar zu machen und die Ausbildungsplatzsuche zu vereinfachen, bietet die Regio-Nord kostenlose Einträge in die Datenbanken „Stellenangebote“ und „Lehrstellenbörse“ an.